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#7 Clarissa Stadler, ORF Kulturjournalistin & Autorin

Eigentlich ist Clarissa Stadler ja studierte Handelswissenschafterin, aber schon in den ersten Semestern ihres WU-Studiums hieß es dann doch mehr Nick Cave und weniger Kostenrechnung. Fast wäre sie in der Werbung gelandet, heute zählt sie zu den wichtigsten Kulturjournalistinnen des Landes. Wir sprechen in dieser Folge über die Daseinsberechtigung von öffentlich rechtlichem Rundfunk, über private politische Meinungen von ORF Journalisten auf Social Media und warum Clarissas Meinung nach, lineares Fernsehen nicht so bald aussterben wird. Welche Schockmomente Sie bei Interviews im ORF Kulturmontag erlebt hat, warum der Fall Relotius sie eigentlich amüsiert und was der Tisch von Ingrid Thurnher damit zu tun hat, das erfahrt ihr in dieser Folge des beatframes Podcasts.

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Braucht es öffentlich, rechtlichen Rundfunk?

Nachdem ihre Eltern die Wahl eines “sinnvollen” Studiums verlangten, entschied sich Clarissa Stadler für Handelswissenschaften an der WU – mit dem Hintergedanken, ihre Interessen im Bereich Kreativität und Kultur in der Werbung auszuleben. Schließlich ist es aber der Journalismus, der Stadler in seinen Bann zieht. Ihr erster journalistischer Beitrag entstand damals für die Radio Sendung “Musicbox”, über Kollegen gelangte sie zu Falter, und Standard.

Zum Fernsehen wollte Stadler eigentlich nie – die erfolgreiche, wenn auch ungeplante Teilnahme an einem ORF Assessment Center legt schließlich den Grundstein für ihre Moderatorinnenkarriere. Nach mehreren “Fluchtversuchen” ist sie heute neben Sendungsverantwortlichem Martin Traxl das Gesicht des “kulturMontag”.

Zwangsgebühren oder Beitrag?

Die Debatte über die Notwendigkeit eines öffentlich, rechtlichen Rundfunk kommentiert Stadler: “Unsere Qualitätskriterien sind immer noch sehr, sehr hoch. Angefangen bei einem riesigen Korrespondentennetz, das uns hochklassigen Journalismus liefert. Das können Private einfach nicht leisten, weil es finanziell nicht drin ist.”

Es sei zudem überaus wichtig, einen geschützten Raum zu erhalten, der nicht kommerziell ist, wo Werbung gekennzeichnet ist und Formate ermöglicht, die aus rein finanziellen Überlegungen nicht existieren würden.

Sie ärgere sich über den Begriff Zwangsgebühren, weil es ein Beitrag sei, über den man diskutieren kann – aber diesen als Zwangsgebühr zu diffamieren, sei für sie nicht in Ordnung.

Wie viel Meinung dürfen öffentlich, rechtliche Journalisten äußern?

“So lange ich für den ORF tätig bin, darf ich keine politische Meinung, Tendenz, Ansicht im Netz äußern. Es ist alles öffentlich heutzutage. Es ist einfach ein Witz zu glauben, dass man sich aufsplitten kann in eine private und eine öffentliche Person.” Sie selbst bewertet Social Media als einen Unterhaltungsfaktor, gebe aber keine politischen Statements ab. “Ich finde man kann Haltung beweisen in dem man sich zu humanistischen Werten bekennt, politisch halte ich mich einfach extrem zurück – im Grunde erwarte ich das auch von Leuten, die objektiv und neutral gelten wollen”, so die Kulturjournalistin.



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